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Der SCI: Moers, seit 25 Jahren in Meerbeck aktiv
Wie alles begann.
SCI steht für Service Civil International, eine weltweite Friedens- und
Freiwilligenorganisation, die 1920 auf den Schlachtfeldern von Esens/Verdun
in Frankreich als Versöhnungsarbeit ins Leben gerufen wurde.
Heute ist der Service Civil International, kurz SCI, in über 30 Ländern
der Erde aktiv und führt verschiedene soziale Arbeitsprojekte durch.
In Moers- Meerbeck begannen 1979 einige Freiwillige, die an internationalen
Workcamps des SCI in der Türkei teilgenommen hatten, eine lokale Gruppe
als Verein zu gründen und sich für ein besseres Zusammenleben zwischen
ausländischer und deutscher Bevölkerung in Meerbeck zu engagieren. Ihre
Erfahrungen als "Gastarbeiter in der Türkei" bewegten die Aktiven von
damals, sich besonders in der Sozial- und Ausländerarbeit zu betätigen.
Zu Beginn der 70-er Jahre lebten noch viele ausländische Bergleute ohne
ihre Familien in Meerbeck. Die Wohnheimanlage am Schardeyshof/Taubenstraße
diente vielen als Wohnstätte in der Fremde. Im Rahmen der Familienzusammenführung
holten vermehrt türkische Bergleute ihre Frauen und Kinder nach Deutschland
und fanden meist eine Wohnung in der Bergarbeitersiedlung rund um die
Schachtanlage Rheinpreußen.
Soziale Integrations-Arbeit für den Stadtteil
Die neu Zugereisten beherrschten nur selten die deutsche Sprache, auch
die Väter hatten nur geringe Sprachkenntnisse und konnten bei der Integration
in die deutsche Gesellschaft nur schwer helfen.
Die SCI' ler der ersten Stunde hatten damit begonnen Deutsch-Sprachkurse
für die nachgereisten Kinder, Jugendliche und Frauen zu organisieren,
um ihnen einen Anschluss an unsere Gesellschaft zu ermöglichen.
In der ehemaligen kath. Grundschule an der Barbarastraße, dem heutigen
Jugendsozialzentrum des SCI, wurden erste Sprachkurse eingerichtet. Auch
für die Frauen der türkischen Arbeiter wurde der SCI aktiv. Alphabetisierungsangebote,
Näh- und Sprachkurse richteten sich vor allem an türkische Frauen und
Mädchen und wurden in der Waldschule an der Barbarastr. abgehalten.
Internationalität Vorort
Im Sommer 1980 fand das erste internationale Workcamp des SCI in Moers
statt. Teilnehmer aus Spanien, Finnland, Irland, Deutschland, Großbritannien,
USA und der Türkei waren für drei Wochen nach Moers - Meerbeck gekommen
um in den Sommerferien Kinderspielaktionen auf dem Spielplatz an der Werdauerstr.,
mitten in der Siedlung durchzuführen. Drei Wochen lang wurden jeden Tag
auf dem Spielplatz und auf dem ehemaligen DJK Platz an der Römerstraße
Kinderspielaktionen durchgeführt. Die SCI Freiwilligen aus aller Welt
wohnten und lebten in dem schon aufgegebenen Schardesyhof, der auch im
September 1980 das erste Büro des SCI in Moers beherbergte.
Karl-Heinz Theußen hatte als Zivildienst leistender des SCI Deutscher
Zweig, Bonn, die Aufgabe übernommen, die Arbeit der Lokalgruppe aufzubauen
und nach neuen Arbeitsfeldern zu suchen. Er kannte sich bestens in Meerbeck
aus, war er doch selbst in der Siedlung groß geworden und hier zu Schule
gegangen. Durch verschiedene Arbeitsaufenthalte in der Türkei hatte er
viel von dem Leben in dem Heimatland der türkischen Mitbürger aus Meerbeck
erfahren und fand so schnell Zugang zu den türkischen Bergarbeiterfamilien.
Doch nicht nur Menschen aus der Türkei waren in die Angebote des SCI in
den ersten Jahren einbezogen. Auch Flüchtlinge aus dem Libanon fanden
in Meerbeck Aufnahme und suchten ein neues Leben abseits des Bürgerkriegs
zu führen. Hier waren es besonders allein lebende Jungendliche und junge
Erwachsene, denen der SCI half in Moers Fuß zu fassen.
Arbeit mit arbeitslosen Jugendlichen
Im Sommer 1981 eröffnete der SCI an der Taubenstraße in den Räumen des
ehemaligen Wohnheims Schardeyshof eine Beratungsstelle für arbeitslose
Jugendliche und Werkstätten für Jugendliche, die nach der Schule ohne
Ausbildung und Arbeit blieben - das SCI:WERKHAUS.
Die seit längerer Zeit leer stehenden Räume wurden von der Wohnungsbaugesellschaft
Glück Auf angemietet und in mühevoller Kleinarbeit wurde die ehemalige
Großküche und die Verwaltungsräume im Frühsommer 1980 umgebaut. Im September
eröffnete der SCI die erste Jugendwerkstatt mit den Bereichen Tischlerei,
Druck und Textil. Insgesamt 15 Werkstattplätze standen zur Verfügung.
Die Beratungsstelle für arbeitslose Jugendliche hatte bereits im Sommer
ihre Arbeit an der Taubenstr. aufgenommen.
Erstmalig konnte der SCI vier hauptamtliche Mitarbeiter einstellen, die
sich um die soziale und berufliche Integration der Jugendliche kümmerte,
die aus den verschiedenen Ländern der Welt kamen und meistens in Meerbeck
wohnten.
Jugendarbeitslosigkeit, besonders unter ausländischen Jugendlichen, stieg
zu Beginn der 80er Jahre massiv an. Nach der Schule ohne Perspektive,
diese Situation zeigte sich für viele Schulabgänger.
Mit dem WERKHAUS begann der SCI Sozialarbeit in Meerbeck zu betreiben,
die nicht mehr nur noch von Freiwilligen geleistet wurde. Der Schritt
in eine professionelle Arbeit wurde vollzogen.
Alsbald wurde der SCI in 1983 erstmals Ausbildungseinrichtung für Tischler
und zwei Jahre später wurden in der Textilwerkstatt Ausbildungsplätze
für Bekleidungsfertigerinnen geschaffen. Seither bildet der SCI junge
Menschen in verschiedenen Berufen aus und bietet ihnen so eine Chance,
ihren Weg in das Arbeitsleben zu gehen. In den Jahren seit 1983 sind es
bis heute mehr als 300 Jugendliche gewesen, die beim SCI eine Ausbildung
erhalten haben.
In den 80er Jahren wurde mit der Sanierung der Zechensiedlung Meerbeck/Hochstrass
begonnen. Mit der Bauwerkstatt, die an der Franz-Haniel-Str. beheimatet
war, nahm der SCI an den Umbaumaßnahmen teil. Das ehemalige Pumpenhaus
an der Donaustr. wurde von Jugendlichen zu einem Spielhaus umgebaut und
dient noch heute dem Jugendamt der Stadt Moers als Spieltreff für die
Kinder aus der Siedlung.
Ende der 80er Jahre musste der SCI das Domizil an der Taubenstraße aufgeben.
Die Wohnungsbaugesellschaft Glückauf benötigte die Räume, um ihre Verwaltung
dort unter zubringen. Für einige Jahre zog der SCI mit seinen Werkstattangeboten
in die ehemalige Fröbelschule an die Marktstraße in Moers- Utfort.
Zwischenzeitlich hatte sich die Beratungsstelle für arbeitslose Jugendliche
an der Kirschenallee 35 etabliert, der heutigen Geschäftsstelle des SCI.
Die Beratungsstelle musste jedoch 1987 ihre Arbeit einstellen, da die
Zuschüsse des Landes nicht mehr kostendeckend waren und wurde von der
Neuen Arbeit Niederrhein Moers, einem Verein innerhalb der Evangelischen
Kirche weitergeführt. Die steigende Arbeitslosigkeit unter Erwachsenen
forderte auch den SCI auf, sein Engagement in diesem Arbeitsfeld zu verstärken.
Beschäftigungsförderungsprojekte für arbeitslose Erwachsene
Anfänglich wurden Arbeitsfelder für vormals erwachsene Arbeitslose im
Natur- und Landschaftsschutz entwickelt. Hierzu wurde 1986 auf der Brachfläche
des ehemaligen Güterbahnhofes in Moers-Rheinkamp am Reitweg, dem umfänglichen
Aufräum- und Rodungsarbeiten vorausgingen die SCI: Ökologiestation hergerichtet.
Sie war von nun an Betriebsstätte für Naturschutzarbeiten, die gemeinsam
mit dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) , damals noch DBV, umgesetzt
wurden. Mit einer Gruppe von zunächst 15 arbeitslosen Erwachsenen, die
über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen des Arbeitsamtes finanziert wurden,
konnte dem ehrenamtlichen Naturschutz tatkräftig geholfen werden.
Der Standort entwickelte sich in den Folgejahren sehr dynamisch und wurde
um Werkstattgebäude erweitert. Anfang der 90er Jahre hatte sich der Charakter
eines Gewerbehofes herausgebildet, der mit den verschiedenen Werkstätten
im Holz- und Metallbau, Druckerei und Werbetechnik, Garten- und Landschaftsbau
bis hin zum Waggonbau und anderen Dienstleistungen für das Gemeinwohl
sich nicht mehr auf den Naturschutz beschränkte.
Als großes Projekt wurde 1991 mit der Entwicklung und Umsetzung der Radwanderroute
"Die Niederrheinroute" begonnen, die in den Folgejahren auf mehr als 2000
km ausgezeichnete Radwege erweitert wurde und heute von Elten bis nach
Übach- Pallenberg reicht.
Der Gewerbehof beschäftigte und qualifizierte zwischenzeitlich bis zu
200 arbeitslose Personen und konnte ihnen in vielen Fällen eine Brücke
in die Arbeitswelt bauen.
Der SCI: Gewerbehof ist heute eine verankerte Einrichtung der Beschäftigungsförderung
mit vielfältigen Angeboten, die zeigen, dass auch arbeitslose Menschen
dazu in der Lage sind, wertschöpfende und für die Gesellschaft sinnvolle
Arbeiten auszuführen. So hat der SCI allein in Moers über 30 Spielplätze
um- bzw. neu gebaut, Schulhöfe neu gestaltet und an verschiedenen Landschaftsbauwerken
in der Region mitgewirkt.
Jugendhilfeangebote für Meerbeck
Im September 1995 führte den SCI der Weg wieder zurück nach Meerbeck,
an den Ort, wo 1979 alles begann.
In den letzten Jahren hatte die ehemalige kath. Grundschule auf der Barbarastraße
als Unterkunft für Flüchtlinge und Asylantragsteller gedient und stand
schon einige Monate leer.
Barbaraschule heute
Eingang Barbaraschule
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Die ehemalige Barbaraschule wurde zwischenzeitlich
durch die Stadt Moers an die Wohnungsbau Stadt Moers veräußert und
unter Denkmalschutzauflagen durch die Wohnungsbaugesellschaft saniert
und dem SCI als Ersatz für die aufzugebenden Räume in Utfort, hier
entstand ein Kindergarten, zur Verfügung gestellt.
Die Ausbildungswerkstätten und auch die Jugendwerkstatt fanden ein
neues freundliches Domizil an einem Standort, der sowohl für den
SCI als auch für den Stadtteil Meerbeck eine historische Bedeutung
hat. Seit dem Umzug im Jahre 1995 haben sich die Angebote in der
ehemaligen Barbaraschule umfassend von einer bis dahin überwiegend
in der Jugendberufshilfe engagierten Einrichtung hin zum Jugendsozialzentrum
entwickelt. Flexible Hilfen zur Betreuung von Jugendlichen mit sozialen
Schwierigkeiten, betreutes Jugendwohnen oder die Arbeit mit schulmüden
Kindern und Jugendlichen in der Lernwerkstatt bieten heute eine
breite Palette von Angeboten der Jugendhilfe für benachteiligte
Jugendliche. Täglich finden 80 Kinder und Jugendliche Betreuung,
Beratung und Ausbildung in der Einrichtung an der Barbarastr.
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Mit unterschiedlichen Aktivitäten wie Nikolausmarkt, Schülerlotsendienst
etc. hat sich der SCI wieder gut in Meerbeck eingelebt und ist heute ein
wichtiger Bestandteil für das Gemeinwesen. Die Barbarastraße mit den umliegenden
sozialen Einrichtungen und dem Rheinpreußenstadion führen jedoch städtebaulich
betrachtet ein Schattendasein. Die vorbildliche Sanierung der Zechensiedlung
Meerbeck- Hochstrass hat vor diesem "Hinterhof" aufgehört. Das Stadion
ist arg sanierungsbedürftig und das gesamte Areal macht eher einen vergessenen
und unschönen Eindruck.
Dies hat den SCI bewogen, gemeinsam mir dem MSV Moers und anderen Partnern,
ein städtebauliches Konzept zu entwickeln, dass die Barbarastraße und
das Rheinpreußenstadion wieder zu einem attraktiven Ort der Begegnung
und des Sports werden lassen soll. Ein langfristiges Ziel sicherlich,
das langen Atem benötigt, aber durch Ausdauer und Beharrlichkeit sicher
zu verwirklichen ist.
Wir arbeiten daran.
Die Welt zu Gast in Meerbeck
Mehr als 120 Delegierte aus mehr als 24 Ländern waren im November 1999
zu Gast beim SCI: Moers. Anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Vereins
fand die 59. internationale Mitgliederversammlung (ICM) der weltweiten
SCI- Bewegung in Meerbeck statt. Tagungsort der viertägigen Versammlung
war das Evangelische Gemeindehaus an der Bismarckstraße.
Ein buntes Treiben und eine Verständigung teils mit Händen und Füßen,
wobei die Konferenzsprache Englisch war, kennzeichnete die Vielvölker
Gemeinschaft. Aus Nepal, Korea, Mauritius, Japan und vielen europäischen
Ländern waren die SCI'ler angereist.
Mit einer rauschenden Jubliäumsparty feierte der SCI am 27.11.1999 mit
vielen Gästen und Freunden seinen zwanzigsten Geburtstag. "It was the
best party, we have ever had" ( Es war die beste Party, die wir jemals
bei einem ICM hatten), so die Worte der internationale SCI Präsidentin
Hellen Honeyman aus Irland.
100 Jahre Meerbecker Zechensiedlung - 25 Jahre SCI: Moers
Aus den zwanzig Jahren werden im Jubiläumsjahr der Meerbecker Siedlungsgeschichte
mittlerweile 25 Jahre SCI: Moers, in Meerbeck, einem Stadtteil, in dem
wir uns zu Hause fühlen.
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